Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Willkommen auf Deutsch (2014)

Länge: 90 Minuten

Altersempfehlung: Ab 14 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 0 Jahren

Regie: Hauke Wendler, Carsten Rau

Darsteller: Dokumentarfilm

Genre: Dokumentation

Land: Deutschland, 2014

Sprachen: Deutsch DD 5.1

Im Landkreis Harburg scheint die Welt in den Jahren 2013 und 2014 noch in Ordnung zu sein: gepflegte Backsteinhäuser, umgeben von Weideland und ein gut situiertes, gewachsenes Bürgertum vor Ort, das sich gegenseitig kennt. Doch nun sollen in unmittelbarer Nachbarschaft plötzlich Flüchtlinge einziehen, die vorwiegend über den Balkan nach Europa gekommen und zum Teil traumatisiert sind. Da regt sich Widerstand, auch gegen die Landkreisverwaltung selbst, die für den Ansturm von Asylbewerbern gewappnet sein möchte und nun überall emsig nach geeigneten Unterkünften sucht. Im Dorf Appel soll ein ehemaliges Alten- und Pflegeheim für 53 Asylbewerber genutzt werden. Eine Bürgerinitiative läuft dagegen Sturm, die Mütter haben Angst um ihre Kinder und einige fürchten auch um den fallenden Wert ihres Eigenheimes. In Tespe dient eine ehemalige Sparkasse als Unterkunft für eine Mutter mit sechs Kindern aus Tschetschenien. Die Nachbarn beschweren sich über den Lärm der spielenden Kinder, was nach deutscher Rechtssprechung in jedem Fall in Kauf zu nehmen ist. Nach dem psychischen Zusammenbruch der überforderten Mutter kümmert sich immerhin eine ältere deutsche Frau um die Familie, die den Krieg und die damalige Not der Flüchtlinge in der Nachkriegszeit noch selbst miterlebt hat. Sie hilft gerne, aber sie beklagt, dass eine Integration nicht wirklich stattfinden könne, solange die Angst vor der Abschiebung jede Anstrengung in dieser Richtung zunichte macht.

Carsten Rau und Hauke Wendler haben für ihren Dokumentarfilm die Flüchtlinge, die Anwohner und den Bereichsleiter der überlasteten Landkreisbehörde fast ein Jahr lang mit der Kamera begleitet. Der ausgewählte Landkreis und die beiden Orte sind ihren Recherchen nach nicht die Ausnahme, sondern stehen stellvertretend für die 295 Landkreise bundesweit. Vor dem Hintergrund einer weit verbreiteten Angst vor „Überfremdung“, die zudem politisch für eigene Ziele und Zwecke missbraucht wird, steht es um die Willkommenskultur hierzulande nicht zum Besten. Der Film lässt Befürworter und Gegner der gegenwärtigen Asyl- und Flüchtlingspolitik ausführlich zu Wort kommen, ist streckenweise sogar richtig unterhaltsam und vor allem, er verliert die menschlichen Dimensionen der Flüchtlingsproblematik auf beiden Seiten nie aus den Augen. Das macht ihn als Diskussionsgrundlage für gesellschaftlich verantwortliches Handeln besonders geeignet, selbst wenn durch die aktuellen Ereignisse seit dem Sommer 2015, die zu Beginn der Dreharbeiten allenfalls zu erahnen waren, die Hoffnung nicht gerade gestiegen sein dürfte, die Probleme in den Griff zu bekommen. Aber das kann man dem Film nun wirklich nicht zum Vorwurf machen.

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  • Kauf-DVD: Indigo