Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Back to the Fatherland (2018)

Länge: 75 Minuten

Altersempfehlung: Ab 14 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 0 Jahren

Regie: Kat Rohrer, Gil Levanon

Darsteller: Mitwirkende: Yochanan Tenzer, Uri Ben-Rehav, Guy Shahar, Kathi Maschek, Ben Peled, Lea Ron Peled, Kat Rohrer, Gil Levanon

Genre: Dokumentation , Politischer Film

Land: Österreich, 2018

Sprachen:

Die einen fordern, endlich einen Schlussstrich unter die Geschichte zu ziehen. Andere finden es unverzichtbar, nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines wieder aufflammenden Antisemitismus, das Gedenken an den Holocaust und die Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft stets aufs Neue in Erinnerung zu rufen. In welcher Form dies geschehen kann, ist auch bezogen auf die, bei diesem Themenkomplex adäquate, filmische Form umstritten. Die Geschichte selbst lässt sich nicht in gut verdauliche Häppchen aufteilen; alles ist „miteinander verbunden“, wie es im Film heißt. Das gilt in besonderer Weise für die direkten Nachfahren der Holocaust-Überlebenden und der Nazitäter. Gil aus Israel ist die Enkelin eines solchen Holocaust Überlebenden, Kat aus Österreich dagegen die Enkelin eines Nazi Offiziers. Die beiden Filmemacherinnen kennen sich aus ihrer gemeinsamen College-Zeit in New York und sind seit über zehn Jahren fest miteinander befreundet. Ihre eigenen Wurzeln wollen sie dennoch nicht verleugnen. Das kommt in besonderer Weise zum Tragen, als Gil sich überlegt, nach Berlin zu ziehen, in ein Land, in dem ihre Vorfahren systematisch verfolgt und ermordet wurden. So wie die Eltern ihres Großvaters Yochanan, der im Alter von 15 Jahren nach Israel kam und den jetzigen Plänen seiner Enkelin ein striktes „Nein, niemals!“ entgegensetzt.

Selbst also unmittelbar mit harten Gewissenskonflikten und Erinnerungen konfrontiert, entscheiden sich die beiden Filmemacherinnen, in ihrem Dokumentarfilm „Back to the Fatherland“, die säkular eingestellten jungen Israelis Dan und Guy zu begleiten, die in Zukunft in Deutschland beziehungsweise Österreich leben wollen und bereits umgezogen sind. Schließlich läuft in Israel auch nicht alles so, wie sie es sich gerne wünschen; die Gesellschaft dort ist gespalten und polarisiert sich weiter. In Israel herrscht die weit verbreitete Meinung, dass Österreich voller Nazis und Araber sei. Wie kann man daher nur in ein solches Land auswandern? Auch Dan und Guy bleiben von den Auseinandersetzungen mit ihren Familien nicht verschont. Während Dans 91-jährige Großmutter Lea strikt gegen den Umzug ihres Sohnes ist, unterstützt Guys Großvater Uri, der das Konzentrationslager Theresienstadt überlebt hatte, die Entscheidung seines Enkels. Doch auch Lea findet zu einer neuen Perspektive, als sie gemeinsam mit dem Enkel ihre alte Heimatstadt Wien besucht und auf neue Art und Weise mit der Vergangenheit konfrontiert wird. Mit nur 75 Minuten Laufzeit prägnant auf den Punkt gebracht, gelingt es dem Dokumentarfilm in seiner Verbindung von kollektiven und individuellen Erinnerungen, die Gräben zwischen den Generationen zu überwinden und hoffnungsvolle Perspektiven für eine versöhnliche gemeinsame Zukunft aufzuzeigen. Eine klare Position bezieht der Film auch zur Opferrolle, die in Israel festgeschrieben scheint und das Land nach Ansicht der Filmemacherinnen daran hindert, in die Zukunft zu denken und gemeinsam daran zu arbeiten, dass so etwas nie wieder passieren kann – und das betrifft alle Menschen, nicht nur die Israelis.

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