Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

The Big Sick (2017)

Länge: 119 Minuten

Altersempfehlung: Ab 14 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 6 Jahren

Regie: Michael Showalter

Darsteller: Zoe Kazan (Emily), Kumail Nanjiani (Kumail), Holly Hunter (Emilys Mutter), Ray Romano (Emilys Vater), Matty Cardarople (Stu), Linda Emond (Dr. Cunningham), Kurt Braunohler (Chris), Shenaz Treasury (Fatima), Celeste Arias (Denise), Rebecca Naomi Jones (Jes

Genre: Tragikomödie , Love Story

Land: USA, 2017

Sprachen: dt. Fassung

Multikulti-Komödien über den Culture-Clash – den Zusammenprall zwischen zwei Kulturen – haben uns schon wiederholt vor Augen geführt, dass die Liebe stark genug ist, um Konflikte über gegensätzliche Werte und Religionen hinweg zu überwinden. Nicht immer entstehen diese ausschließlich zwischen den Herkunftsfamilien. Oft genug ist es die zweite Generation, die gegen überkommene Traditionen rebelliert. Etwa in der international überaus erfolgreichen Komödie „East is East“ aus dem Jahr 1999 über einen pakistanischen Einwanderer in Großbritannien, der eine Katholikin heiratet. Auf den ersten Blick scheint „The Big Sick“ ganz der filmischen Tradition solcher Vorbilder zu folgen. Doch schnell wird klar, dass der – auf einer wahren Geschichte beruhende – Film von Michael Showalter sich nicht in eingefahrenen Gleisen bewegt. Kumail Nanjiani und seine spätere Ehefrau Emily V. Gordon, die gemeinsam das Drehbuch zum Film schrieben, haben sie selbst so erlebt und Kumail spielt im Film sogar sich selbst. Als junger Einwanderer aus Pakistan kommt Kumail nach Chicago. Sein großer Traum ist es, einmal ein berühmter Stand-up-Comedian zu werden, wobei ihm seine Schauspielerkollegen ein gewisses Talent bestätigen. Nur seine traditionsbewussten Eltern und die Verwandtschaft wollen davon nichts wissen. Stattdessen erwarten sie, dass er einen ordentlichen Beruf ergreift und eine Pakistanerin heiratet. Nur mit Mühe kann sich Kumail den arrangierten Treffen mit den von den Eltern ausgesuchten potenziellen Ehefrauen entziehen. Als er die unkonventionelle lebenslustige Amerikanerin Emily kennen- und lieben lernt, traut er sich nicht, seinen Eltern davon zu erzählen. Erst als Emily mitbekommt, dass er sie vor der Familie konstant verleugnet hat, trennt sie sich schweren Herzens von ihm. Doch dann erkrankt sie überraschend und fällt ohne klare Diagnose in ein tiefes Koma. Kumail kümmert sich nicht nur aus Schuldbewusstsein liebevoll um Emily, er lernt auf diese Weise auch ihre Eltern kennen, die ihre Wut ihm gegenüber nicht verbergen. Als Kumail erkennt, dass er gerade nicht nur seine Karriere aufs Spiel setzt, sondern auch seine Eltern und seine Freundin verlieren könnte, ist es fast schon zu spät. Michael Showalter gelingen wohltemperierte Wechselbäder: zwischen unbeschwerter Lebensfreude und Situationskomik, zwischen liebevoll-ironischen Seitenhieben auf elterliche Erwartungshaltungen und überkommenen Traditionen, zwischen dem moralischen Dilemma der Figuren gepaart mit ihren existenziellen Verlustängsten und einer allen Widrigkeiten des Lebens gewachsenen großen Liebe. Daher funktioniert der darstellerisch überzeugende Film gleichermaßen als romantische Multikulti-Komödie, als Krankenhaus-Soap und als Coming of Age-Geschichte über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und die Ablösung vom Elternhaus. Die herausragende Dramaturgie und Kameraführung schaffen den Rahmen für ein Werk, das nicht nur die internationale Filmkritik überzeugte, sondern auch das Publikum beim Filmfestival Locarno, wo es den UBS-Publikumspreis erhielt.

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