Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Shahada (2010)

Film: Shahada

Länge: 90 Minuten

Altersempfehlung: Ab 14 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 12 Jahren

Regie: Burhan Qurbani

Darsteller: Carlo Ljubek, Maryam Zaree, Jeremias Acheampong, Marija Škaricic, Vedat Erincin, Sergej Moya, Anne Ratte-Polle, Nora Abdel-Maksoud u. a.

Genre: Drama

Land: Deutschland, 2010

Sprachen:

In der Berliner Moschee von Vedat kreuzen sich die Lebenswege von drei jungen Muslimen. Vedat hat seiner Tochter nach dem Tod der Mutter nahezu alle Freiheiten gelassen. Was er aber nicht weiß: Die 19-Jährige wurde schwanger und hat illegal abgetrieben. Dadurch gerät sie nicht nur in Lebensgefahr, auch ihr Wesen ändert sich. Aus der lebenslustigen Frau wird eine verbitterte Fundamentalistin. Der Nigerianer Samir besucht mit seinem besten Freund und deutschen Arbeitskollegen Daniel den Koranunterricht in Vedats Moschee. Als sich Daniel in den Schwarzafrikaner verliebt, gerät Samir in Gewissenskonflikt mit sich selbst und seinem Glauben. Den türkischstämmigen Polizisten und Familienvater Ismael wiederum plagt sein Gewissen, weil er bei einer Razzia von der Schusswaffe Gebrauch machte und ein Querschläger das ungeborene Baby im Bauch der Bosnierin Leyla tötete. Als er der Frau erneut begegnet, setzt er sein Familienleben aufs Spiel, um dieser Frau nahe zu sein.


An der hohen Kunst, nach dem Vorbild von Robert Altmans „Short Cuts“ gleich mehrere Geschichten in einem Film stimmig zu erzählen, sind schon etliche Filmemacher gescheitert. Umso bemerkenswerter ist es, dass es „Shahada“ gelingt, die Schicksale der muslimischen Hauptfiguren des Films, die in einer persönlichen Krise und zugleich in einer Glaubenskrise stecken, spannend, einfühlsam und filmisch ansprechend zu erzählen, wobei auch eine leichte Überdramatisierung den positiven Gesamteindruck nicht schmälert. Dabei handelt es sich auch noch um das akademische Abschlussprojekt von vier jungen Nachwuchskräften in den Bereichen Szenenbild, Produzent, Kamera sowie Buch und Regie. Für letzteres zeichnet sich Burhan Qurbani verantwortlich, der an der Filmakademie Baden-Württemberg studierte. Er war 1979 nach dem Einmarsch der Roten Armee in Afghanistan mit seinen Eltern von dort nach Deutschland geflohen. Der Filmtitel bezieht sich auf die erste Säule des Islam, das Glaubensbekenntnis. „Shahada“ bedeutet im Islam die Entscheidung für einen Weg, der hier zwar religiös motiviert ist, sich aber mühelos auch auf andere Religionen und Konfliktsituationen übertragen lässt. Seinen sehenswerten Diplomfilm betrachtet er als einen Versuch, die Widersprüche der islamischen und der deutschen Kultur filmisch zu verbinden. Das ist heute wichtiger denn je.

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