Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Reseba – The Dark Wind (2016)

Länge: 89 Minuten

Altersempfehlung: Ab 16 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 16 Jahren

Regie: Hussein Hassan

Darsteller: Rekesh Shabaz (Reko), Diman Zandi (Pero), Meryam Boobani (Pero‘s Mutter), Imad Lezgin (Pero‘s Bruder) u. a.

Genre: Drama , (Anti-)Kriegsfilm

Land: Autonome Region Kurdistan, Deutschland, Katar , 2016

Sprachen: arabisch-engl. OF

Die Hochzeit von Reko und Pero aus der kurdischen Shingalregion im Irak ist bereits fest geplant. Doch kurz nach der Verlobung wird das Dorf des jesidischen Liebespaars von schwarz vermummten, schwer bewaffneten Anhängern des sog. Islamischen Staats (IS) angegriffen. Wer nicht rechtzeitig fliehen kann, wird getötet oder wie Pero zusammen mit anderen hübschen jungen Frauen verschleppt und auf dem Sklavenmarkt verkauft. Reko, der für eine amerikanische Ölfirma arbeitet, erfährt von dem Überfall erst später. Verzweifelt setzt er alles daran, seine Verlobte wiederzufinden. In Syrien hat er endlich Erfolg, doch Pero ist schwer traumatisiert und kaum ansprechbar. Reko bringt sie zurück zu ihren Eltern, die inzwischen in einem Flüchtlingslager im irakischen Kurdistan leben. Dort setzt sich der Leidensweg von Pero und ihrer Familie fort. Die Sache eskaliert trotz klarer Ansage seitens der religiösen Führung, dass diejenigen Frauen, die wie Pero in ihrer Gefangenschaft vergewaltigt und schwanger wurden, keinerlei Schuld trifft.

Der Spielfilm des irakisch-kurdischen Regisseurs und Schauspielers Hussein Hassan steht exemplarisch für Tausende von Schicksalen nach den tragischen Ereignissen im Juli 2014, als der IS einen umfassenden Angriff gegen alle Nicht-Muslime startete. Mehr als 5000 jesidische Frauen wurden damals vergewaltigt, als Sklavinnen verkauft, gegen die religiösen Gesetze ihrer lange vor dem Christentum entstandenen Religion gezwungen, zum Islam zu konvertieren und nach mehrfachem Missbrauch zum Teil an die Familien zurückverkauft. Viele Jesiden verloren ihre Heimat, leben seitdem in Flüchtlingslagern und versuchen, nach Europa zu emigrieren. Fast alle Nebendarsteller des Films sind tatsächlich Opfer des Krieges. Hassans unter anderem auf dem Filmfest Mannheim-Heidelberg ausgezeichneter Film konzentriert sich ganz auf die Traumatisierung der unmittelbaren Opfer und die völlige Überforderung ihrer Angehörigen. Die Kämpfer des IS bleiben dagegen bewusst gesichtslos, erscheinen als nicht greifbare Bedrohung. Auch das, was sie Pero angetan haben, wird nicht gezeigt, sondern bleibt der Vorstellungskraft des Zuschauers überlassen beziehungsweise erschließt sich aus Peros Verhalten und den Reaktionen ihrer Umwelt. Mit dem actionreichen Überfall kommt der Film schnell zur Sache, wird dann aber in der zweiten Hälfte immer stiller in seinen eindringlichen Bildern der Verzweiflung und Ausweglosigkeit, nicht ohne am Ende einen letzten Funken Hoffnung zu schenken.

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