Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Pahuna – Zuhause im Wald (2017)

Film: Pahuna – Zuhause im Wald

Länge: 79 Minuten

Altersempfehlung: Ab 8 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 6 Jahren

Regie: Paakhi A. Tyrewala

Darsteller: Ishika Gurung (Amrita), Anmoul Limboo (Pranay), Manju Chhetri (Mutter), Saran Rai (Vater), Binod Pradham (Ziegenhirte Baje), Binita Gurung („Tante“ Geeta), Sujay Rai (Bikram), Mahendra Bajgai (Rai Budo), Uttam Pradhan (Priester) u. a.

Genre: Kinder

Land: Indien/Nepal, 2017

Sprachen: deutsch

Zwei aus dem Off ertönende Schüsse sind der einzige Hinweis, dass ein kleines nepalesisches Bergdorf unmittelbar bedroht ist. Alle Dorfbewohner packen schnell das Nötigste zusammen und fliehen in den Wald, darunter acht die achtjährige Amrita mit ihrem jüngeren Bruder Pranay und dem Baby Bishal. Auf der beschwerlichen Flucht über einen verschneiten Gebirgspass in ein nordindisches Dorf lauscht Pranay den Gesprächen der Erwachsenen und hört, dass in diesem Dorf Priester wohnen, die anderen ihren Glauben aufzwingen und Kinder mästen, um sie dann zu essen. Kurz vor Erreichen des Ziels sondern sich die Geschwister daher mit dem Baby von der Gruppe ab und verstecken sich im Wald in einem schrottreifen Kleinbus, bis die Mutter kommen und sie holen würde. Es gelingt ihnen tatsächlich allein im Wald zu überleben, in stetiger Sorge vor einer Entdeckung, bis eines Tages der Bus mitsamt dem Baby verschwunden ist. Es wurde offenbar ins Kloster gebracht. Den Geschwistern bleibt nichts anderes übrig, als sich dem „Bösen“ zu stellen, um ihren Bruder zu retten, wobei dort eine besondere Überraschung auf sie wartet.


Für das Verständnis des Films ist es nicht erforderlich zu wissen, warum und vor wem die Dorfbewohner flüchteten. Selbst für ein erwachsenes Publikum gibt es darauf keine einfache Antwort, denn zwischen 1996 und 2006 herrschte in Nepal ein Bürgerkrieg, in dessen Verlauf weder die Regierungstruppen noch die Rebellen zimperlich mit der Zivilbevölkerung umgingen. Viele flüchteten daher in den benachbarten indischen Bundesstaat Sikkim, wo sie bereitwillig aufgenommen wurden. Es genügt, sich ganz auf die Perspektive der beiden Kinder einzulassen, die äußerst erfindungsreich sind, allein im Wald zurechtkommen, ein Stück weit erwachsen werden und sogar eine auf Gleichberechtigung der Geschlechter beruhende Arbeitsteilung finden. Ganz nebenbei erzählt die indische Regisseurin Paakhi A. Tyrewala in ihrem Debütspielfilm auch davon, dass keineswegs nur die Angst der Einheimischen vor dem Fremden und vor Überfremdung verheerende Folgen haben kann, sondern falsche Vorstellungen der Flüchtlinge über ihre neue Heimat wie Vorurteile und Ängste genauso fatal sind. Kein typisches Flüchtlingsdrama also, das Kinder erschrecken könnte, sondern ein fast schon märchenhafter, der die Geschichte einer Flucht zum Anlass nimmt, um aufzuzeigen, dass Kinder in der Lage sind, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und über sich selbst hinauszuwachsen. Beim Schlingel Festival Chemnitz 2018 erhielt der Kinderfilm eine Lobende Erwähnung der Fachjury.

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