Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Iraqi Odyssey (2014)

Länge: 163 Minuten

Altersempfehlung: Ab 16 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 12 Jahren

Regie: Samir

Darsteller: Mitwirkende: Samir und seine Großfamilie

Genre: Dokumentation , Familienfilm , Politischer Film

Land: Schweiz, Deutschland u.a., 2014

Sprachen: Arabisch DD 5.1

Das schweizerische Filmschaffen wäre um vieles ärmer ohne die etwa 40 Kurz- und Langspielfilme des im Irak geborenen Autors, Regisseurs und Produzenten Samir, der zu Beginn der 60er-Jahre mit seinen irakisch-schweizerischen Eltern in die Schweiz kam und sich dort viele Jahrzehnte lang nicht wirklich zuhause fühlte. In seinem fast dreistündigen Dokumentarfilm ist er anhand von fünf seiner Familienmitglieder, die ihn besonders geprägt haben und die inzwischen über die ganze Welt verstreut sind, der Frage nachgegangen, warum keiner von ihnen mehr im Irak lebt und warum sie ihre neue Heimat in Neuseeland, in Großbritannien, in Russland, den USA oder in der Schweiz gefunden haben. Ihre schillernden Lebensgeschichten geben zugleich das Porträt einer mittelständischen Großfamilie aus dem Irak vor dem Hintergrund eines zerrissenen Landes, das seit über 100 Jahren in kriegerische Konflikte und innere Machtkämpfe verstrickt ist.

Gleich zu Beginn seines Films stellt Samir in einer digitalen optischen Bank die mehrere dutzend Personen umfassende Großfamilie seines charismatischen Großvaters mitsamt aller Eheschließungen und Nachkommen vor, um sich zum Glück dann doch nur fünf Personen und sich selbst herauszugreifen, die ihre äußerst facettenreiche und oft genug auch entbehrungsreiche Lebensgeschichte anhand eines reichen Bildmaterials und vieler historischer Filmdokumente vor der Kamera erzählen. Es sind ausnahmslos Geschichten der Emigration und der versuchten und nicht immer geglückten Integration, oft mit Zwischenaufenthalten in anderen Ländern, kurzfristiger Rückkehr und erneuter Ausreise. Dies aufgrund der politischen Situationen und dem Umstand, dass sich alle dem linken und teils auch kommunistischen Spektrum zugehörig fühlten, für ein freies Land in einer modernen Welt kämpften und fast zwangsläufig immer wieder in Konflikt mit den Anhängern der rechtsnationalen Ba‘dt-Partei gerieten, der auch der Diktator Saddam Hussein angehörte. Manchmal ist es nicht einfach, die Fülle an Informationen aufzunehmen, die der Film über die Familiengeschichte und die Geschichte des Landes bietet, zumal Samir mit ruhiger Stimme alle Details in einem schier endlos wirkenden Off-Kommentar erklären möchte und rudimentäre geschichtliche Vorkenntnisse trotzdem nahezu unabdingbar erscheinen. Am Ende stellt sich dann doch ein stimmiges Gesamtbild heraus, über eine kämpferische und mutige Familie mit Zivilcourage, die Respekt und Bewunderung verdient, und über die Hintergründe eines vom Terror gebeutelten Landes, in das vermutlich keiner von ihnen mehr zurückkehren wird.

DVD Extras: Webisodes; Trailer

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