Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Haus ohne Dach (2016)

Länge: 117 Minuten

Altersempfehlung: Ab 14 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 12 Jahren

Regie: Soleen Yusef

Darsteller: Mina Özlem Sagdic (Liya), Sasun Sayan (Jan), Murat Seven (Alan), Wedad Sabri (Gule), Ahmet Zirek (Ferhad), Feyyaz Duman (Kaval), Hussein Hassan (Omeed)

Genre: Road-Movie , Drama

Land: Deutschland, Irak, 2016

Sprachen: Deutsch, Kurdisch

Der Tod ihrer Mutter führt die in Deutschland aufgewachsenen Geschwister Liya, Jan und Alan in ihrer nordirakischen Heimat zusammen. Dort erfahren sie, dass die Verstorbene neben ihrem im Krieg gefallenen Ehemann bestattet werden wollte. Ein Wunsch, den ihre kurdische Großfamilie allerdings entschieden ablehnt. Nichtsdestotrotz brechen die drei erwachsenen Kinder gegen den Willen ihres Onkels, der sich wie selbstverständlich als Entscheidungsträger begreift, mit dem Leichnam ihrer Mutter auf, sehen sich aber schon bald mit ernsthaften Problemen konfrontiert. Immerhin nehmen die erzürnten Verwandten umgehend die Verfolgung auf. Und dummerweise kriegen sich Liya, Jan und Alan ständig in die Haare, da unterschiedliche Haltungen aufeinanderprallen und alte Konflikte wieder aufleben. Als sie bei einer Autokontrolle die Flucht ergreifen und ihre Bilder plötzlich in den Nachrichten erscheinen, rückt ihr Ziel in immer weitere Ferne. Im Kern handelt es sich bei „Haus ohne Dach“ um ein klassisches Roadmovie, in dem sich die grundverschiedenen, vielleicht ein wenig schablonenhaften Protagonisten während ihrer Reise einer Belastungsprobe unterziehen. Auseinanderdriftende Haltungen zum Leben, zur Heimat und zu den familiären Traditionen sorgen regelmäßig für hitzige Diskussionen, wobei der bereits vor dem Tod der Mutter nach Kurdistan zurückgekehrte Jan als Verfechter alter Gepflogenheiten in Erscheinung tritt. Das Ringen zwischen den Bewahrern konservativer Werte und denjenigen, die sich individuell entfalten wollen, drückt sich nicht nur in den Streitigkeiten der Geschwister aus. Auch einige Nebenfiguren stellen das vom Onkel repräsentierte patriarchale Modell offen in Frage. Trotz mancher Wendung schlägt die deutsch-kurdische Regisseurin und Drehbuchautorin Soleen Yusef in ihrem Spielfilmdebüt ein eher gemächliches Tempo an und verzichtet dankenswerterweise auf übertrieben melodramatische Eskapaden. Als gelungener Schachzug erweist sich die Einrahmung der Geschichte durch zwei historisch bedeutsame Ereignisse. Zum einen den Sturz des irakischen Diktators Saddam Hussein, den die kurdische Familie zu Beginn in Deutschland gebannt am Fernseher verfolgt. Und zum anderen den Siegeszug des sogenannten Islamischen Staates, der im Verlauf der Handlung immer mal wieder Erwähnung findet und sich am Ende in erschütternden Nachrichtenbildern konkretisiert – was dem Geschehen eine beklemmend-realistische Note verleiht.

DVD Extras: Bildergalerie, Trailer

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