Ein Dorf sieht schwarz (2016)

Es ist das Jahr 1975 in Frankreich, lange vor den großen Flüchtlingsbewegungen aus Afrika. In Lille hat der aus Zaire, dem heutigen Kongo stammende Arzt Seyolo Zantoko gerade seinen Doktor gemacht. Nun könnte er in seine alte Heimat zurückkehren, zumal ihm eine Stelle als Leibarzt von Präsident Mobuto angeboten wurde. Sehr zum Missfallen seiner Frau und seiner beiden Kinder, die erhofft hatten, fortan in der Großstadt Paris zu leben, entscheidet sich Seyolo jedoch, eine Stelle als Dorfarzt in einem kleinen französischen Provinzort anzunehmen, in dem es zu allem Überfluss auch noch ständig regnet. Selbst der um sein politisches Überleben kämpfende Bürgermeister, der verzweifelt nach einem Nachfolger gesucht hatte, ist skeptisch, ob die Sache gut ausgeht. Denn die überwiegend in der Landwirtschaft tätigen Bewohner haben noch nie einen schwarzen Arzt gesehen und begegnen der ganzen Familie mit Misstrauen oder offener Ablehnung. Seyolo allerdings gibt nicht auf und kann schließlich die ersten Bewohner davon überzeugen, dass er ein guter Arzt und obendrein ein „guter“ Dorfbewohner ist.

Fast könnte man denken, sozial engagierte Filmemacher hätten sich diese sehr unterhaltsam und liebenswert erzählte Geschichte nur ausgedacht, um ein Zeichen gegen heutige Fremdenfeindlichkeit und alltäglichen Rassismus zu setzen. Doch die Geschichte hat sich vor mehr als 40 Jahren tatsächlich zugetragen und bis heute sind die Bewohner des Ortes Marly-Gomont stolz auf „ihren“ Arzt. Dabei gelingt dem Film ein besonderer Glücksgriff, indem er nicht nur den Arzt und seine Familie, sondern auch die Dorfbewohner zunächst als „Fremde“ zeigt, die scheinbar grundverschieden sind und mit denen man obendrein nicht unbedingt etwas zu tun haben möchte, zumal sie sich als geschlossene Gesellschaft gegenüber jedem Außenstehenden präsentieren. Kranke, die dringender Hilfe benötigen und der regelmäßige Besuch des Arztes im Wirtshaus verändern Schritt für Schritt die Wahrnehmung der Dorfbewohner genauso wie die der Zuschauer, führen Vorurteile ad absurdum und gestatten schließlich eine neue Perspektive. Gleichwohl verharmlost der Film nicht, zeigt etwa, wie der Arzt auch seine ins soziale Abseits gestellte Familie immer wieder neu überzeugen muss oder wie der Sohn in der Schule gemobbt wird. Die subtil gespielte Komödie über einen Culture-Clash mit positivem Ausgang kam zumindest in Frankreich sehr gut an und entwickelte sich zu einem Sommerhit.