Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Der Junge Siyar (2013)

Länge: 105 Minuten

Altersempfehlung: Ab 14 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 12 Jahren

Regie: Hisham Zaman

Darsteller: Abdullah Taher, Suzan Ilir, Bahar Ozen, Nazmî Kirik, Ahmet Zirek, Mouafaq Rushdie u.a.

Genre: Drama

Land: Norwegen, Deutschland, 2013

Sprachen: Deutsch DD 5.1, Kurdisch

Eingewickelt in Plastikfolie wird der 16-jährige Siyar im Öltank eines Lastwagens illegal über die Grenze geschickt. Der kurdische Junge aus einem kleinen Dorf im Irak hat einen Auftrag: Er soll seine ältere Schwester Nermin töten und damit die „Ehre“ seiner Familie retten. Denn Nermin liebt Azad und ist nicht bereit, in die von Clan-Chef Agha arrangierte Heirat einzuwilligen. In der Nacht vor der ihr aufgezwungenen Hochzeit flieht sie nach Europa. Agha aber ist mächtig und befiehlt Siyar, dass er als ältester Junge in der Familie den „Ehrenmord“ zu vollziehen hat. Und so führt ihn die Reise zunächst nach Istanbul, dann weiter über Griechenland bis nach Berlin. Überall erwarten ihn Aghas Helfershelfer, unterstützen ihn mit dem Nötigen und setzen Siyar immer wieder unter Druck. Denn allmählich beginnt der 16-Jährige an dem Sinn seines Auftrages zu zweifeln, verändern ihn doch die Erlebnisse auf seiner gefährlichen Reise und vor allem die Begegnung mit dem Mädchen Evin. Evin lebt als Straßenkind und Taschendiebin in Istanbul. Sie braucht Geld, um ihren Vater in Berlin zu besuchen. Obwohl sie auch Siyar bestiehlt, freunden sich die beiden an und machen sich von nun an gemeinsam auf den Weg. Als Evin von Siyars Vorhaben erfährt, versucht sie, ihren neuen Freund davon abzubringen. Doch Siyar wagt es nicht, sich dem Clan zu widersetzen. Hin- und hergerissen zwischen dem Auftrag und seinen Gefühlen zu Evin, treibt es ihn bis in einen Vorort von Oslo, wo seine Schwester einen Unterschlupf gefunden hat.

In seinem Spielfilmdebüt konfrontiert der in Norwegen lebende, kurdische Regisseur Hisham Zaman kritisch die Kultur und Traditionen seines Herkunftslandes Irak mit der Realität der westeuropäischen Welt. Sein zentrales Thema ist die längst überholte Zwangsheirat verbunden mit menschenverachtenden Ehrenmorden. Er zeigt behutsam die innere, manchmal auch recht schmerzhafte Entwicklung des jungen Siyar, der auf seiner strapaziösen Reise durch Europa allmählich an seinem Auftrag zu zweifeln beginnt. Interessant dabei, dass Siyar lange Zeit gar nicht bewusst ist, was von ihm eigentlich verlangt wird: Weder weiß er genau, was sich hinter der Worthülse „Ehre“ verbirgt, noch was es tatsächlich heißt, einen Menschen umzubringen. Vor allem durchschaut er nicht, dass hinter der angeblichen „Ehre“ eigentlich die Machtgelüste des Clan-Chefs stecken. So erfüllt er fanatisch seine vermeintliche Pflicht. Bis er sich in Evin verliebt, deren Schicksal überdeutlich zeigt, wie sehr solche Auffassungen von „Ehre“ an den realen Verhältnissen vorbeigehen. Schließlich besinnt sich Siyar eines Besseren, und doch endet dieses bewegende Roadmovie tragisch. Denn die Macht des Clans ist nicht zu unterschätzen, reicht sie doch weit über die Grenzen des Iraks hinaus.

Zu Recht ist Zamans eindringliches Debüt auf zahlreichen internationalen Festivals, so zum Beispiel in Prishtina, Göteborg, Abu Dhabi oder Dohuk, als bester Film ausgezeichnet worden, wie auch die beiden jungen Darsteller – Abdullah Taher für seine Rolle als Siyar und Suzan Ilir für die Darstellung der Evin.

DVD Extras: Making of

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