Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Deportation Class (2016)

Länge: 85 Minuten

Altersempfehlung: Ab 14 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 12 Jahren

Regie: Carsten Rau, Hauke Wendler

Darsteller: Dokumentarfilm

Genre: Dokumentation , Politischer Film

Land: Deutschland, 2016

Sprachen: Deutsch , Albanisch

Der Staat greift hart durch: Allein im Jahr 2016 wurden in Deutschland über 25.000 abgelehnte Asylbewerber abgeschoben, darunter auch Familien mit minderjährigen Kindern und Kranke. Was im Einklang mit dem geltenden deutschen Recht zu stehen scheint und von Teilen der einheimischen Bevölkerung und der Politik sogar ausdrücklich erwünscht ist, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als äußerst fragwürdiges Unterfangen. Das machen die beiden Hamburger Dokumentarfilmer und Produzenten Carsten Rau und Hauke Wendler in ihrem neuen Dokumentarfilm „Deportation Class“ unmissverständlich deutlich. Er ist nach der gleichnamigen Kampagne benannt, die das Netzwerk „Kein Mensch ist illegal“ bereits 1999 initiiert hatte. Eigentlich wollten die beiden Filmemacher, die sich in ihren Werken schon mehrfach mit den Themen Flucht und Migration beschäftigt hatten, nach ihrem 2011 entstandenen Dokumentarfilm „Wadim“ keinen weiteren Film mehr über Abschiebungen drehen, zumal sich der damals mit 18 Jahren abgeschobene gleichnamige Protagonist einige Jahre später das Leben genommen hatte. Aber dann kam mit der Verschärfung der Abschiebepraxis durch das Jahr 2015 die Möglichkeit, mit offizieller Erlaubnis des Innenministeriums in Mecklenburg-Vorpommern eine Sammelabschiebung zu filmen, in der 200 Asylbewerber nach Albanien ausgeflogen wurden. Im Rahmen einer solchen „staatlichen Zwangsmaßnahme“ gegenüber den „vollziehbar Ausreisepflichtigen“, wie sie in der Amtssprache heißen, werden sogar ganze Familien ohne Vorwarnung mitten in der Nacht von sogenannten Zuführkommandos geweckt, in ein Sammellager gebracht und mit einem eigens dafür gecharterten Flugzeug in ihre alte Heimat verfrachtet. Der zum Teil mit drei Kameras gleichzeitig gedrehte Film konzentriert sich auf zwei dieser albanischen Familien: auf die fünfköpfige Familie des ehemaligen Staatsbeamten Gezim und auf die Geschwister Elidor und Angjela mit ihrer Mutter, die in Albanien mit Blutrache zu rechnen haben, nachdem der Vater einen Mann in einem Handgemenge getötet hatte und dafür zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde. Er zeigt in ungeschönten Bildern nicht nur ihre Abschiebung sondern auch ihre völlig ungewisse weitere Zukunft in Albanien. Neben Polizei und Ausländerbehörde kommen auch die ehemaligen Betreuer und die Schulklasse von Angjela zu Wort. In dieser Gegenüberstellung, die ihre filmsprachliche Entsprechung in Farbaufnahmen der Realität und mit Vogelstimmen unterlegten Schwarzweiß-Porträts der Abgeschobenen findet, plädiert der Film für das Recht und die Notwendigkeit auf eine Prüfung jedes Einzelfalls. Zugleich wird deutlich, dass die sogenannten sicheren Herkunftsstaaten ein künstliches Konstrukt sind und die Abschiebepraxis nach Auskunft eines Vollzugsbeamten auch als sehr wirkungsvolles Instrument der Abschreckung gedacht ist, wobei die Betroffenen in ständiger Angst leben müssen und alle Bemühungen von Integration ins Leere laufen. Vor allem jedoch erschreckt das Verhalten der stets freundlich und sachlich bleibenden deutschen Beamten, die über menschliche Schicksale entscheiden und sich dabei allein auf Recht, Pflicht und Gehorsam berufen.

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