Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Crulic - Weg ins Jenseits (2011)

Länge: 73 Minuten

Altersempfehlung: Ab 14 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 6 Jahren

Regie: Anca Damian

Darsteller: Animationsfilm

Genre: Animation , Dokumentation , Politischer Film

Land: Rumänien, Polen, 2011

Sprachen: Englisch, Polnisch, Rumänisch

Im Jahr 2007 wird der rumänische Gastarbeiter Claudiu Crulic in Polen des Diebstahls bezichtigt und angeklagt. Als kurz darauf einem ranghohen Richter der Geldbeutel gestohlen wird, macht man Crulic auch für diesen Diebstahl verantwortlich. Ohne Prozess wird der 33-Jährige erneut inhaftiert. Da Crulic sich zu Unrecht beschuldigt sieht, tritt er in einen Hungerstreik. Zugleich schreibt er in den Wochen der Untersuchungshaft zahlreiche Briefe an rumänische und polnische Politiker. Die Bitten um ein Treffen mit einem rumänischen Konsulatsbeamten und den Austausch seines Pflichtverteidigers werden ihm verweigert, obwohl er anhand eines Bustickets beweisen kann, dass er zum Zeitpunkt des Diebstahls gar nicht in Polen, sondern in Italien unterwegs gewesen ist. Als er endlich Gehör findet, ist es zu spät: Crulic verstirbt kurz nach seiner Entlassung an den Folgen seiner Unterernährung. Sein Tod führte zum Rücktritt des rumänischen Außenministers.


Ein bedauernswertes krasses Einzelschicksal, dass wir angesichts der nahezu täglichen Gräuelmeldungen in den Nachrichten über tragische Migrantenschicksale nicht auch noch in einem Dokumentarfilm sehen wollen? Keinesfalls! Denn Crulic, der mit seinem Leben dafür bezahlte, steht symbolisch für Zivilcourage und den Kampf um Menschenrechte und Gerechtigkeit. Dieser Kampf richtet sich zugleich gegen gängige Vorurteile und Vorverurteilungen gegenüber „Ausländern“ ohne großen politischen Einfluss bis auf Behördenebene hinauf. Dass so etwas auch in Deutschland möglich ist, haben die NSU-Morde und das klägliche Versagen der Ermittlungsbehörden gezeigt. Trotzdem haben es solche Filme oft nicht leicht beim Publikum. Das weiß auch die Regisseurin Anca Damian. Daher gestaltete sie ihren Dokumentarfilm mit aufwändigen Animationstechniken von der Handzeichnung über Stop-Motion bis zur Collage. Allein das ist schon einmalig und sehenswert. Umso unverständlicher bleibt, wieso es vergleichbare Filme wie Waltz with Bashir wenigstens ins öffentliche Bewusstsein geschafft haben, „Crulic“ hingegen selbst unter Filmkritikern aber (bisher) so gut wie unbekannt geblieben ist.

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