Bessere Zeiten (2010)

Leena scheint mit Ehemann Johan und den zwei kleinen Töchtern ein glückliches Leben zu führen. Doch als sie kurz vor Weihnachten einen Anruf aus dem Krankenhaus erhält, ihre Mutter liege im Sterben, brechen lang verdrängte Wunden auf. Nur widerwillig stellt sich Leena der Flut an Erinnerungen, die nun über sie hereinbricht. In den 1970er-Jahren kamen die Eltern als Auswanderer aus Finnland nach Schweden. Doch die großen Lebensträume blieben unerfüllt. Die Eltern, die eigentlich eine tiefe Liebe verband, stürzten sich in unkontrollierte Alkoholexzesse. Leenas Kindheit war von Gewalt und Verwahrlosung gezeichnet, bis sie dieser traumatischen Zeit für immer den Rücken kehrte. Leena tut sich schwer, der Mutter erneut zu begegnen. Durch ihre dramatische Reise in die eigene Vergangenheit wird auch ihr gegenwärtiges Leben erschüttert.

Die Schwedin Pernilla August, einst Lieblingsdarstellerin von Ingmar Bergmann, hat in ihrem Langfilmdebüt ein komplexes Thema angepackt. Das Drama basiert auf dem Roman von Susanna Alakoski, die selbst als Kind mit ihren Eltern aus Finnland auswanderte. Die Regisseurin kann auf hervorragende Schauspieler zurückgreifen. Allen voran Noomi Rapace, der durch die erste Adaption der Millenium-Trilogie (Verblendung etc.) international der Durchbruch gelang, und die hier an der Seite ihres Ehemannes Ola Rapace spielt. Auch die kindliche Darstellerin Tehilla Blad, die Leena in der Vergangenheit spielt, ist sehr überzeugend. Der Film wechselt gekonnt die Zeitebenen, die 1970er-Jahre erscheinen in warmen Farben, die nicht über die trostlosen Zustände hinwegtäuschen können. Jenseits von einfachen Lösungen besticht der Film durch sein Mitgefühl für alle Figuren, deren Leben auf tragische Weise aus dem Ruder lief, ohne dabei ihre Schuld zu leugnen. Trotz allem endet das Drama hoffnungsvoll und zeigt damit auf, dass es immer auch einen Ausweg aus den Verletzungen der Vergangenheit gibt. Bundesweit wurde der Spielfilm mit dem aufrüttelnden Themenspektrum mit nur 15 Kopien gestartet und blieb beim Kino-Publikum so gut wie unbemerkt. Nun erscheint er auf DVD und gibt seinen Zuschauern eine zweite Chance, diesen lohnenswerten Film zu entdecken.