Als der Wind den Sand berührte (OmU) (2006)

Als das Leben in dem kleinen Dorf am Rande der Sahelzone durch die sich ausbreitende Wüste immer schwieriger wird, beschließen dessen Bewohner, ihre Heimat zu verlassen. Während die meisten sich auf den Weg nach Süden machen, bricht Rahne mit seiner Frau Mouna, den beiden Söhnen und der Tochter nach Osten auf. Alles, was ihnen bleibt, sind ein Kamel und ein paar Ziegen. Der Marsch durch die Wüste zehrt an den Kräften, doch unberechenbarer als die Natur sind die Menschen, die Rahne und seine Familie aufhalten. Milizen lassen sich für ihr Versprechen auf Schutz bezahlen, Rebellen wiederum fordern Tiere, um Rahne weiterziehen zu lassen. Mit jeder Begegnung und jedem Schritt wird es für Rahne schwieriger, die Hoffnung auf eine Wasserquelle oder ein Flüchtlingscamp aufrecht zu erhalten. Er muss das Leben seiner Kinder aufs Spiel setzen, weil er weiß, dass seine Familie ohne ihn ausgeliefert wäre.

Die belgische Regisseurin Marion Hänsel vertraut in ihrer Adaption des Romans „Chamelle“ von Marc Durin-Valois auf eine persönliche Geschichte, die allein das Schicksal einer Familie in den Mittelpunkt stellt. Rahne, Mouna und ihre Kinder werden mehrmals vor Entscheidungen gestellt, von denen Leben oder Tod abhängen. Schockierend ist dabei vor allem die Nüchternheit, mit der sie eine Wahl treffen müssen. Denn niemals sind ihre Motive egoistisch; immer geht es nur darum, wie die meisten doch noch ihre Reise fortsetzen können. Es bedarf keiner effektvoll in Szene gesetzten Naturgewalt oder eines großen Ereignisses, um die Folgen des Klimawandels für die Menschen in den Ländern der Sahelzone zu veranschaulichen. Zutiefst bewegend erzählt das Drama von der beschwerlichen Reise einer Flüchtlingsfamilie, von der Liebe und Hoffnung, die sie am Leben hält, und von den Schicksalsschlägen und der Verzweiflung, die sie wieder zerstört.